Julia Irmen wird Weltmeisterin

Vom 22. bis 25. Oktober 2009 lud die WAKO zu den Weltmeisterschaften im Kickboxen nach Villach in Österreich ein. Gemeldet wurden 614 Kämpfer aus 52 Ländern. Das Deutsche Team reiste mit zwölf Sportlerinnen und Sportlern bei den Senioren und vier Veteranen an. Begleitet wurden die Sportler erstmalig von zwei Kampfrichtern (Kai Becker und Turn Yavuz) und den vier Bundestrainern Peter Zaar, Martin Albers, Bernd Reichenbach und Dirk Kindl. Dem Bundeskader sollten zum Großereignis alle möglichen Unterstützungen erhalten, um erfolgreich zu sein. Ehrenkapitän Michael Wübke stellte sich als Physiotherapeut dem Team zu Verfügung und Assistent Jimmy Iwinski betreute die Sportler zwischen den Kämpfen. Werner Soßna, Weltvizepräsident der WAKO, stand zusätzlich in der Organisation zur Verfügung. Die Stimmung im Team war außergewöhnlich gut, angetrieben durch einen gut aufgelegten Team-Kapitän Stephan Bücker. Das Team hat während des gesamten Turniers Geschlossenheit bewiesen und feuerte jeden deutschen Kämpfer lautstark an. Es gab kein weiteres Team in der Halle, welches so von sich zu hören machte.

Die deutsche Mannschaft reiste bereits am Montag zur Waage an, bevor es dann am Donnerstag in die ersten Vorkämpfe ging. Als erste deutsche Sportlerin betrat Yamille Castillo Preuß in der Klasse -50kg die Matte. Mit klaren Treffern setzte sie sich gegen die Österreicherin Patrizia Pulling durch. Ihren zweiten Kampf musste sie anschließend gegen Stasa Lubej abgeben. Yamille fightete, konnte aber die druckvoll nach vorne marschierende Slowenin nicht aufhalten.

Max Bessel (LK -57 kg) hatte von Beginn an wenig Glück. Gegen Kacper Narloch aus Polen zeigte Bessel zwar eine starke Leistung, lag aber schnell nach Punkten zurück. Beim Versuch den Rückstand zu verringern lief er in einen harten Schlag des Polen wobei er sich über der Nase eine Platzwunde zuzog. Bundestrainer Peter Zaar beendete anschließend den Kampf um seinen Kämpfer vor einer größeren Verletzung zu bewahren.

Im weiteren Verlauf konnte sich Stefan Bücker (-84kg) erwartungsgemäß für das Viertelfinale qualifizieren. Anders Mike Höfer (-94kg). Obwohl die Führung im Kampf gegen Lubrano aus Italien ständig wechselte, konnte sich Höfer nicht durchsetzen. Auch Tanja Flögel (-70kg) musste im ersten Kampf eine Niederlage verkraften. Gegen Gale aus England konnte sie ihre Fähigkeiten nicht wie gewohnt umsetzen. Auch Veteranen  Emilio Kokot musste gleich eine Niederlage hinnehmen.

Für die erste Überraschung an diesem Tag sorgte Achmed Nabo (-69kg) gegen Meunier Kevin aus der Schweiz. Trotz Platzwunde am Kopf konnte er seinen Vorsprung immer weiter ausbauen und einen souveränen Sieg einfahren. Eine ganz starke Leistung zweigte zudem Maneka Kissel (LK -55 kg) gegen Anna Steward aus Südafrika. Mit exzellenten Fußtreffern zum Kopf baute sie ihre Führung schnell aus und konnte am Ende den Kampf klar gewinnen.

Den ersten Tag erfolgreich beenden konnten auch Julia Irmen (-60kg) und Christian Pohl (-79kg). Als Favoritin ins Feld gestartet, konnte Irmen im ersten Kampf ihre Überlegenheit nicht abrufen. Gegen Pancelat aus Kroatien tat sie sich schwer, konnte sich aber letztendlich durchsetzen. Auch Christian Pohl tat sich schwer. Erst in der dritten Runde fand er das richtige Konzept und siegte noch deutlich nach Punkten.

Den letzten Kampf des Tages bestritt Sascha Schuchardt (-74kg) gegen Laszlo Szabo aus Ungarn. Sascha fand gegen den Semikontaktstil des Ungarn einfach kein Mittel. Der Ungar beschränkte sich auf seine Sidekicks und brachte eine knappe Führung über die Zeit.

Der zweite Kampftag startete gleich mit zwei Niederlagen. Christian Pohl begann zwar überlegen den Kampf, konnte sich schnell Vorteile erkämpfen, musste sich aber in einer schlechten dritten Runde dem Ukrainer Naskov geschlagen geben. Der Einbruch in der letzen Runde war auf einen harten Treffer zum Körper zurückzuführen, von dem sich Pohl nicht mehr ausreichend erholen konnte. Maneka Kissel hat ihr Viertelfinale ebenfalls abgegeben. Der Favoritin Solovey aus der Ukraine konnte Kissel allerdings viel Paroli bieten. Die Deutsche wuchs über sich hinaus und zeigte eine eindrucksvolle Leistung gegen die spätere Weltmeisterin.

Die nächsten beiden Kämpfe sollten besser laufen. Achmed Nabo steigerte sich im Laufe des Turnieres und zeigte eine lobenswerte Leistung. Seinen zweiten Kampf gegen den Russen Mihail dominierte er mit vorbildlichem Kickboxen und spektakulären Kicks zum Kopf. Damit stand der Hamburg verdient im Viertelfinale. Auch Stephan Bücker erreichte das Feld der letzten vier. Als Favorit gestartet, stand sich im Kampf gegen den Italiener Monni zwar mehr selber im Weg, konnte sich letztendlich aber durchsetzen.

Mit Fabian Fingerhut (-89kg) verlor das deutsche Team anschließend einen Medaillengarant. Obwohl Fingerhut dem Italiener Stitzer von den Fähigkeiten absolut überlegen war, konnte er diese auf der Weltmeisterschaft nicht umsetzen. Es fehlte ihm an der Umsetzung und an der Spritzigkeit, die er auf nationalen Turnieren immer wieder unter Beweis stellen konnte.

Sya Ukena (+70kg) sichte sich gegen Kathy Wasiukiewicz aus Großbritannien den Einzug ins Viertelfinale. Mit ihrer besten Waffe, den langen Kicks hielt Sya die Engländerin auf Distanz und punkte sich souverän zum Sieg.

Im Anschluss verliefen die ersten Halbfinale vielversprechend, wobei Julia Irmen ihren Kampf äußerst spannend hielt. Gegen Ishakoua Veleria aus Russland zeigte sie zwei gute Runden und führte verdient. In der dritten Runde verlor sie dann ihre Linie und die Führung. Buchstäblich mit dem letzten Kick vor dem Ende des Kampfes konnte Julia den Kampf mit 2:1 Kampfrichterstimmen zu ihren Gunsten wenden und ins Finale einziehen. Achmed Nabo hatte es gegen Grega Rudolf aus Slowenien schwer. Erst in der zweiten Runde steigerte er sich und riss das Kampfgeschehen an sich. Mit einem Treffer zum Kopf und einem Cut an der Augenbraue musste der Slowene den Kampf aufgeben. Stephan Bücker bewies dagegen von Anfang sein Können. Gegen einen harten kämpfenden Niziokek aus Polen dominierte er drei Runden und siegte souverän.

Verloren geben musste Sya Ukena ihr Halbfinale. Gegen Beata Seowik aus Polen fand sie einfach kein geeignetes Mittel. Erst in der dritten Runde trafen ihre gefürchteten Kicks, doch der Vorsprung der Polin war zu groß um das Blatt noch einmal zu wenden. Die Bronzemedaille ist für Sya Ukena ein großer Erfolg. Bei den Veteranen wurden bereits die ersten Finale ausgekämpft. Frank Feuer (-89kg) stellte schnell klar, dass er nichts verlernt hat. Mit einem guten Auge und schnellen Angriffen sicherte er die erste Goldmedaille für das deutsche Team. Weniger erfolgreich war  Herbert Hainzinger, der sich dem Engländer Phillips geschlagen geben musste. Später auf der großen Gala hatte auch Helge Lohmann das Nachsehen. Gegen Gerald Zimmermann aus Österreich verlor er in einem lange ausgeglichenen Kampf.

Am letzten Kampftag standen immer noch drei Finale mit deutscher Beteiligung aus. Team-Kapitän Stephan Bücker stand zuerst Denis Martsevitsch aus Russland gegenüber. Obwohl der Deutsche eigentlich technisch überlegen ist, fanden seine Kicks nicht wie gewohnt ins Ziel. Immer wieder wurde er vom cleveren Russen ausgekontert und geriet in Rückstand. Erst spät gab er noch einmal Gas und seine Kicks zum Kopf landeten endlich im Ziel. Leider zu spät. Stephan Bücker holt die Silbermedaille für Deutschland.

Auch Nabo Achmed wird Vizeweltmeister. Gegen Simone Concu aus Italien verlor er in einem spannenden Finale knapp mit 1:2 Punktrichterstimmen. Der Italiener zeigte ein schnelles und angriffslustiges Kickboxen, gegen das der Deutsche nicht wie gewohnt seine starken Kicks einsetzen konnte. Achmed Nabo zeigte auf der Weltmeisterschaft eine tolle Leistung und wurde verdient mit der Silbermedaille belohnt.

Zum Schluss durfte das deutsche Team dann doch noch einmal über Gold jubeln. Julia Irmen trat gegen eine gut aufgelegte Ungarin Viven Wagner an. Diesmal ließ Julia Irmen nichts anbrennen und dominierte überlegen den Kampf. Starke Konter mit Fäusten und Füßen trafen nach den Fußangriffen der Ungarin ins Ziel. Ein Roundhousekick in der dritten Runde brach dann endgültig die mutig kämpfende Wagner. Julia Irmen holte verdient die Goldmedaille für Deutschland.

Text: martin albers


Lowkick und K1

1/4 Finale K1 -86 kg Mario Wittmann gegen Radoska Rydzewski (Polen). Mario Wittmann hatte gegen den starken Polen keine Chance. Er begann zwar gut, wurde aber vom Polen sofort unter Druck gesetzt. Ein Kniestoß des Polen beendete den Kampf durch ko kurz vor Ende der ersten Runde.

1/4 Finale Lowkick Fidan Gabrice gegen Isnail Inci (Türkei). Fidan begann stark und hatte seinen Gegner sogar einmal am Boden. Dieser erholte sich jedoch vom Niederschlag und kam in den Kampf zurück. Am Ende unterlag der Deutsche knapp nach Punkten.

1/8 Finale K1 -60 kg Egzon Gashi gegen Jermaine Haughton (Kanada). Ein schlechter Start für das Deutsche Team. Egzon begann den Kampf gegen den Kanadier ganz gut und führte kurz vor Ende der zweiten Runde nach Punkten. Vor dem Ende der Runden wurde er nach einem harten Kick  auf das Knie angezählt und konnte den Kampf leider nicht weiterführen. Sieger durch Aufgabe wurde der Kanadier.

1/8 Finale K1 -81 kg  Florian Löwe gegen Mesud Semlimovic (Bosnien Herzigovina). Auch Florian hatte kein Glück. Er musste zweimal zu Boden und wurde vom Ringrichter beim zweiten mal ausgezählt, obwohl er bei acht klar war und den Kampf hätte fortsetzen können.

1/8 Finale Lowkick -81 kg  Christian Schwäblein gegen Ehran Majidov (Azerbaijan). Christian konnte die erste Runde noch ausgeglichen gestalten. In der zweiten Runde war er dann einmal unachtsam und dies nutzte der Gegner zum Lucky punch und Christian verlor durch k.o.

1/8 Finale  Lowkick -75 kg  Besar Zogaj gegen Kanan Sadikhov (Azerbaijan). Besar konnte gegen den bärenstarken Kämpfer aus Aserbaijan den Kampf ausgeglichen gestalten. Nach zwei Runden lag er knapp zurück. In der dritten Runde versuchte er den Kampf noch zu drehen und marschierte nach vorne. Leider war sein Gegner zu Clever und rettete den Punktevorsprung über die Zeit.

1/16 Finale Lowkick -81 kg  Christian Schwäblein gegen Ali Khanjari (Irak). Er hätte gerne gekämpft, sein Gegner scheinbar nicht. Zumindest kam er nicht in den Ring und somit kam Christian kampflos eine Runde weiter.

1/16 Finale Lowkick -71 kg Andre Staffen gegen Alen Ofvio (Kyrgistan) Leider hat Andre Staffen seinen Kampf verloren. Andre kam spät auf Betriebstemperatur und konnte so den Rückstand der ersten beiden Runden trotz einer starken dritten Runde nicht mehr wettmachen.

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Text/Foto: Werner Sossna