Auf dem ersten Blick scheint es wenig Überraschungen zu gegeben zu haben, aber das Kickbox-Wochenende der WAKO-Deutschland im Siegerland hatte es in sich. Der Kenner war schon beim Betreten der Halle beeindruckt, denn der organisatorische Rahmen in Siegen strahlte viel Professionalität aus. Insgesamt fanden sich am 31. Mai und 1. Juni 2008 insgesamt 453 Sportler aus ganz Deutschland zur Deutschen Meisterschaft ein. Die Teilnehmer mussten sich zuvor auf ihren Landesmeisterschaften mühsam für diesen nationalen Jahreshöhepunkt qualifizieren. Jeder Landesverband durfte die vier Bestplatzierten einer Gewichtsklasse zur Deutschen Meisterschaft nominieren.
Am Samstag trugen die Jugend und die Junioren in ihren Gewichtsklassen die Titelkämpfe aus. Auch die Formenläufer zeigten bereits am Samstag ihr Können. Unter ihnen Daniel Gärtner aus Bayern. Gärtner startete in den Disziplinen Herren Hardstyle mit und ohne Waffen und konnte sich gleich zweimal den Titel des Deutschen Meisters sichern. Auch Judith Weck konnte zweimal den Titel in den Disziplinen Hardstyle mit und ohne Waffen bei den Damen souverän gewinnen.
Die Erwachsenen starteten am Sonntag in den Disziplinen Leicht- und Semikontakt auf vier Kampfflächen. Das zahlreiche Publikum konnte sich mit Hilfe elektronischer Anzeigentafeln jederzeit über den Turnier- und Kampfverlauf auf den einzelnen Kampfflächen informieren.
Im Semikontakt war es bereits in der Klasse -74kg spannend. Sascha Gräske aus Leipzig und Arten Ftac aus Bayern standen sich hier im Finale gegenüber. In einem technisch sehr sehenswerten Kampf schenkten sich beide nichts, wobei Sascha Gräske am Ende den Sieg für sich entscheiden konnte. In der Klasse -63kg konnte Joachim Weißhardt weiterhin Titel sammeln. Trotz seines fortgeschrittenen Alters lässt sich der Baden Württemberger nicht von den jungen Sportlern beeindrucken und holte erneut den Titel des Deutschen Meisters in seiner Gewichtsklasse. In den Klassen -89kg mit Daniel Weil und in der Klasse -94 kg mit Michael Steier konnten ebenfalls zwei Favoriten souverän ihre Gegner auf die Plätze verweisen. Lediglich in der Klasse -94kg stand mit Daniel Schulz ein neues Gesicht ganz oben auf dem Podium. Bei den Damen siegte erwartungsgemäß die Weltmeisterin Melanie Moder in der Klasse -65kg. Mit viel Erfahrung und vielseitigen Angriffs- und Kontertechniken ließ Moder ihrer Gegnerin Stefanie Deiß aus Hessen kaum Chancen. Ähnlich erging es Carolin Pitzke in der Klasse -60kg. Nach einem rein bayrischen Halbfinale stand ihr im Finale Nicole Blab gegenüber. Obwohl Blab alles versuchte, konnte sich Carolin Pitzke letztendlich aufgrund blitzschneller Hand- und Fußtechniken durchsetzen.
Im Leichtkontakt startete Lokalmatador Massud Haqparrast in der Klasse -63kg. In den Vorkämpfen konnte sich Haqparrast klar durchsetzen. Im Finale gegen Nicolay Ride wurde es dagegen eng. Doch mit der Unterstützung seiner zahlreichen Fans aus Siegen und mit einer taktischen Glanzleistung konnte der junge Sportler das Finale für sich entscheiden. Hervorragende Siege feierten auch die Brüder Hait in den Klasse -69kg (Dimitri) und -74kg (Viktor). Während Viktor Hait zwei gut aufgelegte Gegner wie Sascha Schuchardt aus Köln oder Michael Pabst aus Hamburg besiegte, konnte sich Dimitri Hait gegen den Bayer Nik Bachinger durchsetzen. In der Klasse -84kg siegte Stephan Bücker ohne größere Probleme. Insbesondere mit Hilfe seiner unbequemen Fußtechniken ließ der Stuttgarter seinen Gegner wenig Chancen. In der Klasse -89kg kam es erneut zum Finale Fabian Fingerhut (Darmstadt) gegen Mike Höfer (Remscheid). Obwohl Fingerhut sich erneut gegen Höfer durchsetzen konnte, zeigten beide ein nicht ganz so hochklassiges Finale wie auf der IDM im April in Ebern. Eine kleine Überraschung gab es in der Klasse -79kg. Hier setzte sich Christian Pohl aus Köln verdient durch. Auch die Titel in den Klassen -94kg und +94kg gingen nach Köln. Hier setzten sich Welt- und Europameister Giovanni Nurchi und Roman Reusch ungefährdet durch. Bei den Damen konnte Tanja Floegel in der Klasse -70kg erneut überzeugen. Die Hamburgerin setzte sich in einem hohen Tempo gegen ihre Gegnerin Sabine Schnell im Finale durch. Sabine Seifert besiegte in der Klasse -55kg Jessica Heimann und Melanie Pflüger gewann ihre Klasse -60kg. Spannend war es zudem in der Klasse -50kg, in der Yamile Castillo gegen Tanja Clausewitz das Nachsehen hatte. Julia Göldner bewies in der Klasse -70kg ihre gesamte Klasse. Göldner trat selbstbewusst auf und ließ ihren Gegnerinnen kaum Chancen. Im Finale besiegte Stefanie Kemper aus Köln.
Aufgrund der hochklassigen Kämpfe, einem hervorragend organisierten Turnier und solider Kampfrichterleistungen war die Deutschen Meisterschaft wieder einmal die beste Werbung für den Sport und eine beispielhafte Empfehlung für die Aufnahme in den Deutschen Olympischen Sportbund.
Text: Martin Albers