Am vergangenen Sonntag nahmen unser Bundeskampfrichterreferent für Tatami Helge Lohmann und seine beiden Assistenten Yasmin Yalcin-Alqanoo und Nikolai Dumke an einem von der WAKO Europe organisierten virtuellen Kampfrichterseminar teil. Die Seminar-Leitung wurde von sämtlichen Mitgliedern des internationalen Kampfrichter-Komitees übernommen, Referenten waren somit Gina Engelhardt (NLD), Brian Beck (GBR), Kim Kristoffersen (NOR), Eleftheria Panagopoulou (GRE), Karl Wilson (IRL), Manuel Doria (ITA) und Romeo Desa (CRO). Abwechselnd stellten sie die geplanten Änderungen zum neuen Regelwerk vor, das mit Beginn des neuen Jahres gültig sein wird. Folgende Anpassungen sollen ab dem 01.01.2021 im internationalen WAKO Regelwerk gültig sein:

  1. Hauptkampfrichter*innen sollen eine stärkere Position bekommen, d.h. diese dürfen im Leichtkontakt und Kick-Light zukünftig Verwarnungen auch ohne Mehrheitsentscheide aussprechen. Sinn und Zweck soll es sein, dass sich die Seitenkampfrichter*innen mehr auf die Punkte konzentrieren können, während die Hauptkampfrichter*innen das Geschehen und die Einhaltung der Regeln überwachen.
  2. Bei der Entscheidung über einen Kampfabbruch sollen sowohl das medizinische Personal, als auch die Hauptkampfrichter*innen gestärkt werden. Die erste Entscheidung liegt immer bei den Sanitäter*innen / den Ärzt*innen. Geben diese den Kampf wieder frei, dürfen Hauptkampfrichter*innen dennoch den Kampf beenden (durch RSC), wenn sie es für nicht tragbar erachten, den Kampf fortzuführen. Bislang musste immer ein/eine Referent*in hinzugezogen werden.
  3. Das Ausnutzen der Medical Time soll ebenfalls härter bestraft werden. Hauptkampfrichter*innen dürfen, wenn sie dies bemerken, Verwarnungen mit und ohne Minuspunkte dafür vergeben. Hier soll auch gerne das medizinische Personal befragt werden, ob eine Verletzung vorliegt oder nicht.
  4. Im Leichtkontakt und Kick-Light sollen nun die Seitenkampfrichter*innen die Kampfkleidung prüfen, wie es im Pointfighting bereits lange die Regel ist. Hauptkampfrichter*innen sollen nur noch prüfen, ob der Mundschutz bei beiden Sportler*innen korrekt getragen wird.
  5. International durften bisher Erwachsene Kämpfer*innen auch ohne Coach kämpfen, das wird nun ebenfalls geändert. Jeder Sportler und jede Sportlerin muss ab sofort mindestens einen lizensierten Coach haben (maximal zwei Coaches).
  6. Die Verwarnungen an die Coaches werden nicht mehr den Kämpfer*innen zugeschrieben. Stattdessen gibt es 2 Verwarnungen für Coaches, danach werden diese disqualifiziert. Innerhalb von 2 Minuten muss dann ein neuer lizensierter Coach erscheinen, andernfalls kann der Kampf nicht fortgeführt werden.
  7. Coaches dürfen pro Kampf maximal 2x Einspruch einlegen, wenn sie die Entscheidung der Kampfrichter*innen für falsch erachten. Damit sollen Diskussionen minimiert werden, die oft sehr zeitintensiv sind und zu Verspätungen führen.
  8. Ein ebenso zeitintensives Problem auf vielen Turnieren ist, dass Kämpfer*innen unvollständig oder zu spät die Matte erreichen. Es soll insgesamt 3x über ein Mikrofon ausgerufen werden; erscheint der oder die Sportler*in innerhalb der 2 min, wird eine offizielle Verwarnung ausgesprochen. Ist die Zeit abgelaufen, wird disqualifiziert.
  9. Das Anzählen auf der Tatami, wie wir es schon lange in Deutschland kennen, wird jetzt auch international umgesetzt. Die Beschreibungen dazu waren nur sehr vage und es ist noch unklar, wie genau dies gehandhabt werden soll. Da wir damit bereits Erfahrung haben, haben wir von deutscher Seite unsere Hilfe bei der weiteren Ausarbeitung dieser Regel angeboten.
  10. Auch bei den Kampfrichtern wird es strengere disziplinarische Maßnahmen geben. Auch nicht aktiv am jeweiligen Kampf beteiligte Kampfrichter*innen sollen ihre Aufmerksamkeit auf den laufenden Kampf richten, weshalb u.a. Mobiltelefone und Tablets nicht benutzt werden dürfen. Bisher wurde es oft geduldet, wenngleich es nicht gerne gesehen wurde. Allgemein soll die Disziplin und Ordnung gestärkt werden, was anhand mehrere Beispiele erläutert wurde.
  11. Kampfrichter*innen müssen zukünftig ein gültiges ärztliches Attest vorweisen, das bestätigt, dass sie gesund und fit genug sind, um als solche zu arbeiten. Für welche Turniere dies gelten soll, wurde nicht geklärt.
  12. Die Backfist wurde aus den erlaubten Techniken im Kick-Light gestrichen. Außerdem wurden die erlaubten Fußtechniken und Trefferflächen auf die Oberschenkel noch einmal genauer definiert.

Diese neuen und/oder erweiterten Regeln sind teilweise noch nicht vollständig ausgearbeitet und es ergaben sich auch während des Seminars einige Rückfragen und verschiedene Auslegungen. Es wird eine Übergangszeit geben, in der es sicher auch noch einmal Anpassungen getätigt werden müssen. Helge, Nikolai und Yasmin werden sich hinsichtlich des deutschen Regelwerkes noch einmal beraten und dann entsprechende Änderungen auch bei uns vornehmen. Welche der oben genannten dies im Einzelnen sind, ist zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht entschieden. Sobald es die Änderungen im deutschen Regelwerk gibt, wird die überarbeitete Version zeitnah für alle zugänglich gemacht und auch durch das Referenten-Team erläutert.

Bleibt gesund und munter!