Bei der Europameisterschaft der Junioren konnte sich das Deutsche Team drei Silber und drei Bronzemedaillen erkämpfen. Bei dem Turnier welches vom 06.-11.11.2007 in Faro / Portugal ausgetragen wurde waren 760 Kämpfer aus einundzwanzig Nationen am Start. Das Team flog mit vierzehn Sportlern, zwei Bundestrainern, Rainer Giel als Kampfrichter und einigen Eltern am Dienstag vom München aus nach Portugal. Dort angekommen gab es beim Wiegen keinerlei Probleme. Alle Sportler brachten das geforderte Gewicht auf die Waage. Am Abend trat Bundestrainer Rene Baaden die Heimreise an, da er aus persönlichen Gründen nicht mehr als Bundestrainer zur Verfügung stand. So entschied das Präsidium, dass Vollkontakt Bundestrainer Werner Soßna am Mittwoch als Ersatz für Rene Baaden nach Portugal reisen sollte um mit Juniorenbundestrainerin Bianka Jäger das deutsche Team bei diesen Europameisterschaften zu unterstützen. Dieser traf am Mittwochabend bei der Mannschaft ein.
Donnerstag 08.11.2007: Die Wettkämpfe beginnen. Der erste Tag begann mit einem Sieg für das deutsche Team. Paul Schewtscheko besiegte in der Klasse older cadets -57 kg im Achtelfinale seinen Gegner Luca Mattera aus Italien durch Abbruch durch den Ringarzt. Dieser hatte zu keiner Zeit eine echte Chance und musste in der zweiten Runde verletzungsbedingt den Kampf aufgeben. Somit zog Paul ins Viertelfinale ein. Hier traf er auf den Kroaten Bruno Serdarevic. Auch diesen Kampf konnte Paul durch Aufgabe seines Gegners vorzeitig gewinnen und hatte somit schon einmal eine Medaille sicher.
Im nächsten Kampf lieferte Artur Reis im Viertelfinale dem Kroaten William Vicevic einen packenden Kampf. Am Ende hatte der Kroate die Nase knapp vorne und Artur verlor knapp nach Punkten.
Einen Klasse Kampf lieferte auch Eugen Kuschtan in der Klasse older cadets -57 kg. Obwohl einen Kopf kleiner als sein Gegner Peter Vallach aus Ungarn zeigte Eugen was in ihm steckt. Er ging immer wieder in den Nahkampf und sammelte so seine Punkte. Am Ende siegte Eugen deutlich und zog ins Halbfinale ein. Auch er hat damit eine Medaille sicher. Wenn er und Paul ihre Kämpfe dann beide gewinnen würden gäbe es ein rein Deutsches Finale.
Bei den Junioren in der Klasse – 63 kg konnte Dominik Dellermann an seine das Jahr über gezeigten Leistungen anknüpfen. Er besiegte im Achtelfinale Micael Antunes aus Portugal klar nach Punkten. Der Portugiese hatte ein keiner Phase des Kampfes eine Chance und lief immer wieder in die Kicks von Dominik. Dieser setzte einen Kopftreffer nach dem anderen und baute seinen Punktevorsprung kontinuierlich aus.
Ebenfalls eine super Vorstellung zeigte in der Klasse Junioren -69 kg Sascha Schuchardt. Er musste gegen den starken Iren Scott Whelan sein ganzes Können aufbieten um am Ende als Sieger die Matte zu verlassen. Er setzte die Vorgaben der Betreuer voll um und siegte am Ende deutlich und zog ins Viertelfinale ein.
Für Andrej Lasenko (Junioren -79 kg) war im Viertelfinale das Turnier zu Ende. Obwohl Andrej eine ganz starke Leistung bot, reichte es am Ende nicht zum weiterkommen. Sein Gegner Mitja Disic aus Slowenien erwies sich als Bärenstark und verlangte Andrej alles ab. Andrej gab drei Runden lang alles doch am Ende unterlag er knapp nach Punkten.
Als letzter im Leichtkontakt musste Florian Biebeler in der Klasse Junioren -74 kg auf die Matte. Er konnte im Viertelfinale mit einer Leistungssteigerung in der dritten Runde den schon verloren geglaubten Kampf noch herumreißen. Mit den Schlusssekunden machte er die Treffer welche ihn gegen Josef Reichmann aus Österreich den umjubelten Sieg brachten. Somit hat auch er sich eine Medaille gesichert.
Auch im Semikontakt begann das Turnier mit einem Erfolg. Rohjeen Deyar war in der Klasse Junioren -74 kg erfolgreich. Er konnte sich im Achtelfinale mit technischem k.o. gegen Krunsolav Jagaric aus Kroatien durchsetzen. Beim Stande von 11:1 in einem Kampf den der Deutsche klar bestimmte brachen die Kampfrichter den Kampf ab.
Viel Pech hatte Denis Redöhl (Junioren -57 kg) in seinem Kampf gegen den Belgier Wietse Goisens. Der Kampf war immer knapp. Nach der zweiten Runde lag Denis vorne und man glaubte im deutschen Lager an einen Sieg. Doch dann konnte der Belgier ausgleichen. Auch in der ersten Verlängerung viel keine Entscheidung. Somit musste der Kampf in der zweiten Verlängerung mit dem ersten Treffer entscheiden werden. Immer wieder trafen beide Kämpfer gleichzeitig und erhielten einen Punkt. Dann aber konnte der Belgier doch den ersten Treffer landen und somit Denis aus dem Turnier werfen.
Auch Bernd Galneder der in der Klasse – 63 kg am Start war hatte kein Glück. Er wirkte in seinem Kampf gegen den Russen Oleg Kostenko auch nicht so spritzig wie sonst. Dennoch konnte er den Punktevorsprung des Russen immer wieder verringern, wenn er sich an die Anweisungen aus seiner Ecke hielt. Doch immer wieder unterliefen ihm Fehler und so verlor er am Ende mit 15:19 Treffern.
Dafür lief es bei Katharina Bierbass (older cadets -60 kg) etwas besser. Auch sie tat sich schwer in den Kampf zu kommen und lag am Anfang gegen Sinead Kerr aus Irland nach Punkten zurück. In der zweiten Runde konnte sie jedoch den Treffer um Ausgleich anbringen und kurz vor Schluss mit einem Kopftreffer in Führung gehen. Diese Führung lies sie sich auch bis zum Ende des Kampfes nicht mehr nehmen. Somit zog sie ins Halbfinale ein und hat sich schon einmal eine Medaille gesichert.
Damit ging der erste Tag für das Deutsche Team zufrieden stellend zu Ende.
Freitag 09.11.2007: Am Freitag begann der Tag so verheißungsvoll wie der Donnerstag geendet hatte. Eugen Kuschtan war als erster auf der Matte. Sein Gegner Timur Marzagaliev aus Russland verlangte Eugen alles ab. Der Russe lag bis kurz vor Schluss es Kampfes knapp nach Punkten in Führung. Mit einer Energieleistung riss Eugen den Kampf Sekunden vor Schluss noch herum und zog so unter dem Jubel des Deutschen Lagers in das Finale ein.
Gleich nach ihm hatte Paul Schewtschenko ebenfall einen Russen als Gegner. Alexander Bulkin machte es Paul nicht leicht. Es entwickelte sich ein ausgeglichener Kampf in dem der Russe nach zwei Runden knapp vorne lag. Paul kämpfte in der letzten Runde jedoch zu zögernd und konnte so den Russen nicht entscheidend treffen Er unterlag am Ende knapp und sicherte sich die Bronzemedaille.
Danach musste Dominik Dellermann auf die Kampffläche. Er traf er auf den starken Ungarn Peter Takacs. Dieser erwies sich als unangenehmer Gegner. Als der Ungar nach Punkten knapp vorne lag entzog er sich mit unfairen Mitteln, welche von den Kampfrichtern nicht unterbunden wurden dem Kampf. Der Ungar bewegte sich gut, doch immer wenn der Deutsche ihn gestellt hatte, verlies er die Kampffläche oder lies sich zu Boden fallen um so Dominik die Chance Punkte zu machen zu nehmen. Dieses wurde zum Bedauern der beiden Bundstrainer vom Hauptkampfrichter nicht geahndet. Der Deutsche fand auch nicht die richtige Distanz für seine gefürchteten Kicks zum Kopf. So unterlag Dominik obwohl er alles versucht hatte am Ende unverdient nach Punkten und musste sich mit dem fünften Platz zufrieden geben.
Auch Sascha Schuchardt der gleich im Anschluss kämpfte hatte mit Miroslav Grgic (Kroatien) einen unangenehmen Gegner. Dennoch war der Kampf über drei Runden lang ausgeglichen und Sascha der knapp hinten lag versuchte in der letzten Runde noch einmal alles. Dies nutzte sein Gegner um seine Konter anzubringen und so den Vorsprung zu vergrößern. Dennoch gab Sascha nicht auf und griff immer wieder an. Am Ende wurden seine Bemühungen nicht belohnt und auch er musste sich mit dem fünften Platz zufrieden geben.
Die letzte Chance vom Leichtkontaktteam ins Halbfinale einzuziehen hatte Florian Biebeler. Sein Gegner Tiran Avdalyan kam aus Russland. Florian verstand es den Russen in den ersten Beiden Runden zu kontrollieren und sich einen knappen Punktevorsprung herauszukämpfen. In der dritten Runde hatte sich er Russe dann anscheinend warm gekämpft. Er verstärkte nun den Druck und Florian kam immer öfter in Bedrängnis. Obwohl Florian dagegen hielt machte der Russe welcher Boxerisch sehr stark war nun die klareren Treffer. Am Ende musste sich Florian nach einem tollen Kampf knapp geschlagen geben. Er sicherte sich jedoch die Bronzemedaille.
Auch im Semikontakt lief es für das Deutsche nicht so gut. So traf Rojeen Dehyar im Viertelfinale auf den technisch sehr starken Belgier Björn van Hoyweghen. Dieser hatte enorm starke Beine und war mit seinen Kicks stets gefährlich. Auf diese musste der Deutsche besonders aufpassen. Rojenn gestaltete den Kampf ausgeglichen. Zwar ging der Belgier immer wieder in Führung, doch Rojenn konnte diese ausgleichen. Doch dann traf der Belgier kurz vor Schluss doch mit einem Kick zum Kopf und ging mit zwei Punkten in Führung. Rojeen konnte zwar noch einen Punkt aufholen doch die Restzeit bis zum Ende des Kampfes war zu knapp und so unterlag er denkbar knapp und unglücklich mit einem Punkt und wurde ebenfall nur fünfter.
Serkan Kasper hatte in der Klasse Junioren -84 kg das Pech und traf auf den Österreicher Roman Bründl der um einiges größer war als der Deutsche und einen genauso starken Fuß hatte wie der Belgier im anderen Kampf. Serkan machte seine Punkte mit den Händen, hatte aber das Pech einige Kicks zum Kopf nehmen zu müssen welche dem Österreicher einen Vorsprung verschafften. Trotzdem konnte Serkan sich immer wieder herankämpfen. Die Chance zum Sieg war greifbar nahe, doch dann reichte auch ihm die Zeit nicht mehr aus und er schaffte den Sprung ins Halbfinale leider auch nicht.
Als letzter der Herren musste Daniel Schulz gegen den Ungarn Gergo Schaffer ran. Daniel hatte mit dem Ungarn keinerlei Probleme. Der Deutsche war um einiges beweglicher und vor allem mit den Händen viel schnelle als sein Gegner. So konnte sich Daniel schnell einen Punktevorsprung herauskämpfen. In der zweiten Runde siegte Daniel dann durch technisches k.o. mit zehn Punkten unterschied und zog ins Finale ein.
Bei der weiblichen Jugend schaffte auch Katharina Bierbaß den Sprung ins Finale. Sie ließ ihrer Gegnerin Lucrenzia Cagnoni aus Italien nicht den Hauch einer Chance. Katharina traf mit den Füßen und Händen nach belieben und konnte sich ebenfalls relativ schnell einen Vorsprung erkämpfen. Auch sie siegte am Ende mit technischem k.o. und freute sich riesig über den Einzug ins Finale.
Simone Röhrl erkämpfte sich bei den Juniorinnen – 60 kg die Bronzemedaille. Sie musste an diesem Tag als einzige zweimal an den Start. Simone traf im Viertelfinale auf die Italienerin Francesca Lelli. Simone erwischte einen optimalen Start und konnte bereits in der ersten Runde den Kampf vorzeitig mit technischem k.o. für sich entscheiden und ins Halbfinale einziehen. Simone ging schnell in Führung und konnte diese mit schnellen Hand- und Fußtreffern kontinuierlich ausbauen. Bereits nach eineinhalb Minuten in der ersten Runde, traf Simone ihre Gegnerin beim Stand von 12:3 mit einer Fußtechnik am Kopf die zum 14:3 führte und die Kampfrichter veranlasste den Kampf Regelkonform zu beenden. Im Halbfinale traf Simone auf Anett Miscolci aus Ungarn. Diese erwies sich als sehr stark. Doch Simone war eine ebenbürtige Gegnerin. Leider hatte sie die Kampfrichter nicht auf ihrer Seite. So verweigerten diese ihr gleich zu Beginn des Kampfes zwei Punkte für einen Kopftreffer der die Führung bedeutet hätte. So geriet Simone im Verlauf des Kampfes in Rückstand und musste laufend versuchen diesen Auszugleichen. Simone war in Zugzwang und das kam ihrer Gegnerin die sich als starke Konterkämpferin erwies zugute. Simone gab alles, traf auch oft doch wieder versagten die Kampfrichter ihr die Punkte. Es war schon sehr auffällig, dass der Hauptkampfrichter, sowie ein Seitenkampfrichter nur die Punkte der Ungarin, nicht aber die von Simone erkannten. Am Ende unterlag Simone der Ungarin nach Punkten. Somit ging ein Durchwachsener Tag mit Erfolgen aber auch einigen unglücklichen Niederlagen zu Ende.
Samstag 10.11.2007: DIE FINALKÄMPFE: Drei Deutsche hatten es ins Finale geschafft. Als erster den Titel zu holen erhielt Eugen Kuschtan. Sein Gegner der Russe Alexander Bulkin war an diesem Tag stärker als am Tag zuvor. Bei Eugen war es genau umgekehrt der Fall. Er konnte nicht an die in den Vorkämpfen gezeigten Leistungen anknüpfen. Er kämpfte nicht so druckvoll und mit dem Vorwärtsdrang der in die Tage zuvor ausgezeichnet und womit er seine Kämpfe gewonnen hatte. So schaffte sich der Russe einen Punktevorsprung den er zwei Runden lang kontinuierlich ausbaute. Vielleicht war der Druck der auf Eugen lag einfach noch zu groß. Trotzdem hat er mit dem Gewinn der Silbermedaille und seinen gezeigten Leistungen nicht enttäuscht und man war im deutschen Lager sehr zufrieden.
Nach ihm hatte Katharina die Chance auf den Titel. Sie steigerte sich noch einmal und legte im Vergleich zu den Vorkämpfen die Beste Leistung an den Tag. Katharina verlangte der Engländerin Yaz Anderson alles ab. Nach Ende der ersten Runde lag die Deutsche nur mit einem Treffer in Rückstand. Dies war aufzuholen. In der zweiten Runde traf die Engländerin Katharina hart zum Körper. Dieser Treffer kostete der Deutschen Kämpferin viel Substanz. Und obwohl Katharina alles versuchte schaffte sie es nicht mehr den Kampf für sich zu entscheiden. Doch auch sie kann auf die Silbermedaille sehr stolz sein.
Somit blieb nur noch Daniel Schulz übrig der eventuell einen Titel nach Deutschland holen konnte. Sein Gegner war Felipo Varone und kam aus Italien. Auch Daniel steigerte sich in diesem Kampf noch einmal und verlangte dem Italiener alles ab. Der Kampf war bis etwa dreißig Sekunden vor Schluss ausgeglichen. Dann traf der Italiener mit einem Kick zum Kopf und Daniel musste nun in den verbleibenden Sekunden alles versuchen den Kampf noch herumzureißen. So lief er in einen Konter des Italieners und verlor wie schon die Beiden anderen Deutschen zuvor knapp und unglücklich nach Punkten.
So wurde es bei dieser Europameisterschaft nicht mit einem Titel. Trotzdem war man im Deutschen Lager mehr als zufrieden. Sechs Medaillen bei vierzehn Teilnehmern ist kein schlechtes Resultat. Und wenn man auch keinen Titel holte können sich die drei Silber und drei Bronzemedaillen doch sehen lassen. Die Sportler haben die Bundestrainer nicht enttäuscht und alle ihr Bestes gegeben. Bei ein bisschen mehr Glück wären noch einige Medaillen drin gewesen. Doch wie sagte Präsident Peter Zaar der dem Team viele Grüße ausrichten ließ: “Der Weg ist das Ziel”. Und da die Sportler ja alle noch sehr jung sind hat jeder noch viele Chancen den Titel zu holen, wenn er dabei bleibt und fleißig weiter trainiert.
Auch der Deutsche Kampfrichter Rainer Giel machte seine Arbeit hervorragend. Er wurde als Chef auf der Kampffläche im Leichtkontakt eingesetzt und war für die Ein- und Beurteilung der Kampfrichterzuständig. Für diese Arbeit werden nur die Besten Kampfrichter mit viel Erfahrung eingesetzt. Somit war dies wieder einmal eine Bestätigung für den Stellenwert der Deutschen Kampfrichter auf internationaler Ebene.
Text/Fotos: ws/Kathrin Röhrl – Hortense Gähler/ Ganglof